Besuch bei Eva Macas und Yony Yanzaguano
Es riecht nach frischen Pflanzen, Erde und Blüten. Hier tief einatmen tut gut. Sonnenlicht strahlt durch das sattgrüne Blattwerk. Ein Bach plätschert vorbei. Man möchte an seinem Ufer im Schatten hoher Bäume verweilen. Eine Hängematte wäre hier nicht schlecht, mag der Besucher denken. Aber nicht so Eva Macas und Yony Yanzaguano, die hier 9 Hektar Land mit Bananen, Kakao, Frucht- und Nutzholzbäume im Agroforstsystem bewirtschaften. Um 6:30 beginnt für Eva die Arbeit auf ihrer Farm in La Libertad im Kanton Balao, Provinz Guayas. "Wir haben kaum Freizeit. Selbst Sonntag arbeiten wir vormittags auf der Finca. Es ist ja unser Geschäft, da muss man sich immer drum kümmern. Nur Karfreitag arbeiten wir nicht, auch nicht Sylvester und Neujahr", sagt Yony.
Rötlich glänzende Bananenstauden
Eva und Yony ernten maximal 150 Kartons pro Woche. Dank des Bewässerungsprogrammes von Urocal konnten Eva und Yony auf knapp 5 Hektar 250 Sprinkler einrichten. Mit ihnen hat sich die Produktivität um ein Drittel erhöht. Aber das Klima ist unberechenbarer geworden. Manchmal ist es zu kalt, dann wachsen die Bananen schlecht. Egal wie hoch die Wochenliefermenge sein mag, die Feldarbeit ist immer dieselbe und gleich anstrengend. Eine Besonderheit ist der rötliche Glanz der Bananenstauden. Yony hat mit der Machete die oberste Rindenschicht entfernt. Denn darunter könnten schädliche Insekten nisten. Ein riesiger Arbeitsaufwand über zwei Monate hinweg. Aber eine exzellenter Vorbeugung gegen Plagen. Nach jeweils einer Woche Feldarbeit kommt der Erntetag. Eva wäscht und wiegt die Bananen ab, Yony packt sie in Kartons. Es wird hart, schnell und konzentriert gearbeitet, um die Abgabezeiten einzuhalten.
Ohne Hilfe der Familie geht es nicht
Der Sohn Leonardo arbeitet stets mit, und am Erntetag tun das auch die Brüder von Yony und Eva, Jaime und Antonio, sowie Yonys Neffe Pedro. "Wir haben keine Lohnarbeiter", erklärt Yony. Sein Vater José Abrán Yanzanguano hilft gelegentlich bei leichten Arbeiten. Er hatte das Land früher bearbeitet, erst in Pacht und dann als Eigentum, und überließ es dann als Erbe seinen Kindern. Yony arbeitet seit dem 15. Lebensjahr auf der Finca. Er hat drei Brüder und vier Schwestern, die einen Anteil am Einkommen der Farm bekommen. Als Jugendlicher besuchte er drei Jahre eine technische Fachschule für Elektriker. Aber sein Vater konnte ihm schließlich keinen Unterhalt bezahlen, um zu Ende zu lernen. Eva arbeitete früher in einer Packerkolonne, die am Erntetag auf den Farmen die Bananenkartons packt. Dabei lernte sie Yony kennen und blieb mit ihm zusammen.
Zusätzlich zur Farmarbeit führt Eva den Haushalt und betreut die Tochter Ybeth Kerly. Im Februar und März hat Ybeth Kerly 20 Tage Schulferien. Sie freut sich, wenn sie dann bei den Eltern auf der Farm sein kann. Denn ihr gefällt alles, was mit Natur und Tieren zu tun hat. Es macht ihr auch Spaß, die gepackten Kartons mit dem Produzenten-Code zu stempeln. Yony zahlt für sich, seine Frau, Leonardo und Ybeth Kerly einen Monatsbeitrag von 38 Dollar in die Bauern-Versicherungskasse ein. "Die staatliche Sozialversicherung IESS zahlt höhere Renten, aber die Bauernversicherung bietet mehr Deckung bei Krankheit und Operationen" erklärt Yony. Alle seine Urocal-Kollegen in La Libertad zahlen in die Bauernversicherung ein.
Der Faire Handel wirkt
Das Familienhaus steht am Zugangsweg zur Farm. „Wir haben hier einen Gemüsegarten, auch Maniok und Hühner. Zum Haushaltseinkauf fahren wir eine halbe Stunde mit dem öffentlichen Pickup nach San Carlos an der Hauptstraße nach Machala", erzählt Eva. „Kleider kaufen wir in Balao, Naranjal oder Machala." Ihr Haus ist solide aus Stein und Zement gebaut. „Wir haben dank des fairen Handels mit Urocal und BanaFair wirtschaftliche Stabilität", versichert Yony. „Mit Urocal haben wir uns organisieren können. In Ecuador wird man keine ähnliche Organisation finden." Yony berichtet, dass Urocal die Fair-Trade-Prämie für die Erhöhung des Misch-Baumbestands, bessere hygienische Bedingungen durch neue Waschbecken und Sanitäranlagen in der Packstation, eine Bonuszahlung für die Schulkinder, Weihnachtsgratifikation und Gesundheitsvorsorge für die Produzenten einsetzt. „Die Leute, die in Deutschland so viel tun, um unsere Bananen zu verkaufen, sind einfach prima.”